Der Siegeszug generativer KI (GenAI) auf dem Arbeitsmarkt bietet unumstritten Potenzial für effizienteres Arbeiten und damit verbunden höheres Wirtschaftswachstum. Doch oft fürchten Arbeitnehmer:innen auch um ihre Jobsicherheit und sehen sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Nun hat das DIW Berlin genauer untersucht, welche Auswirkungen GenAI auf Online-Freelancing-Arbeit hat – also Arbeit, die häufig aus leicht automatisierbaren Tätigkeiten besteht. Als Basis der Studie dienen Daten von diversen Online-Plattformen wie Fiverr, deren Aufträge von 2021 bis 2023 ausgewertet wurden.
Die Auftragszahlen ausgewählter Online-Plattformen und -Arbeitsmärkte zeigen dabei zunächst, dass die Nachfrage nach den leicht automatisierbaren Tätigkeiten im Vergleich mit anderen Aufgaben deutlich geringer ausfällt. Schreib- und Grafikarbeiten können beispielsweise durch ChatGPT, DALL-E, Midjourney oder Stable Diffusion ausgeführt werden und sind daher leicht ersetzbar – dementsprechend gingen die Auftragszahlen um bis zu 30 % zurück, besonders bei Schreibtätigkeiten wie Korrekturlesen, Ghostwriting oder Lektorat. Die Studie schätzt zudem, dass sich dieser Rückgang im Laufe der Zeit – seit Beginn der Messung im November 2022 – verstärkt hat, entweder aufgrund des erhöhten Interesses an GenAI oder aufgrund der Veröffentlichung besserer KI-Modelle.
Die Nachfrage nach derartigen Tätigkeiten ist jedoch nicht auf Null zurückgegangen. Wie sich die nun verbleibenden Aufträge gestalten, hat die Studie ebenfalls untersucht: Auswirkungen lassen sich dabei etwa auf die Komplexität der Tätigkeiten beobachten, die sich deutlich erhöht hat. Zudem nimmt die Zahl der Bewerbungen von Freelancer:innen auf einen Auftrag zu und die verbleibenden Aufträge werden besser bezahlt (wohl auch aufgrund der erhöhten Anforderungen).
Als Fazit konstatiert die Studie einen stärkeren Wettbewerb und einen kurzfristigen Rückgang der Verdienstmöglichkeiten im Freelancing-Bereich aufgrund von GenAI. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf diesen Bereich – wie auf den Arbeitsmarkt generell – seien jedoch noch kaum abzuschätzen. Wichtig für Beschäftigte wie Unternehmen seien nun Fort- und Weiterbildungen, um Wettbewerbsfähigkeit zu wahren und allen Arbeitnehmer:innen einen gleichberechtigten Zugang zu GenAI zu ermöglichen.
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Veröffentlicht am : 09.10.2024