
Äußerungen der Bundesregierung befeuern erneut Debatte um längere Arbeitszeiten. Doch Arbeitsmarktdaten zeigen ein differenzierteres Bild.
Mit ihrer Forderung nach einer Steigerung der Lebensarbeitszeit hat Wirtschaftsministerin Katherina Reiche erneut die Debatte um längere Arbeitszeiten befeuert. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte bereits im Frühjahr beim CDU-Wirtschaftstag mehr und effizienteres Arbeiten gefordert. Doch stoßen solche Forderungen nicht nur auf politischen Widerstand, sondern auch auf Widerspruch von Experten.
Denn Arbeitsmarktdaten zeigen ein differenzierteres Bild, als dass es manche Zuschreibungen erscheinen lassen. Zwar werden beispielsweise aktuell in Deutschland ein Drittel aller Jobs in Teilzeit erledigt, womit Deutschland zu den Spitzenreitern in Europa gehört, dennoch ist das Bild von Teilzeitbeschäftigen als “low performer” zu kurz gegriffen. Hauptgrund für eine Teilzeitanstellung ist oftmals unbezahlte Care-Arbeit, wie die Kindererziehung oder die Pflege Angehöriger, welche überdurchschnittlich oft von Frauen geleistet wird. Statt pauschaler Mehrarbeit fordern Expert:innen stattdessen eine differenziertere Herangehensweise und vor allem Reformen für eine bessere Kinderbetreuung, die Abschaffung von Anreizen für die “klassische” Rollenverteilung, wie das Ehegattensplitting und flexiblere Arbeitszeiten.
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Überstunden als Norm: Überstunden gehören für viele deutsche Arbeitnehmer zum Arbeitsalltag. Laut Statistischem Bundesamt leisteten 2024 insgesamt 4,4 Millionen Beschäftigte Überstunden, was einem Anteil von 11 % entspricht. Für die meisten war der Umfang der Mehrarbeit auf wenige Stunden pro Woche begrenzt, allerdings leisteten 15 % mindestens 15 Überstunden in der Woche.
“Vielfalt stiften”: Stiftungen sind einzigartige Einrichtungen, welche als wichtige Impulsgeber, Gesellschaft formen und voranbringen. Dennoch hinkt die Diversität in der deutschen Stiftungslandschaft enorm hinter der gesellschaftlichen Realität. Mit dem Programm “Vielfalt stiften” zielt die Deutschlandstiftung Integration (DSI) darauf ab, Diversität im Stiftungswesen zu stärken und bietet in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Partner:innen aus dem Sektor Hospitationen zur direkten Mitarbeit. Die Bewerbungsphase endet am 31. August.
Hindernisse beim Karrierewechsel: Ehemalige NGO-Mitarbeiter:innen und Politikbeschäftigte stehen beim Wechsel in die Privatwirtschaft vor besonderen Herausforderungen, berichtet die FAZ. Zwar kann die berufliche Vergangenheit den Wechsel erschweren, beispielsweise wenn Jobwechsler:innen stark von ihrer politischen Haltung geprägt sind, die Fähigkeiten des politischen Arbeitsumfeldes sind jedoch stets gefragt.
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