Arbeitnehmende, deren Stellen auf den ersten Blick als krisenfest galten, könnten bald zu den langfristigen Verlierer:innen der Pandemie zählen. Corona hat der Akzeptanz und Umsetzung von Remote Work einen Schub verpasst. Jetzt entdecken einige Unternehmen attraktive Möglichkeiten in ortsunabhängigen Arbeitsformen, die nicht alle Mitarbeitenden erfreuen dürften. Der Kreditversicherer Coface rechnete vor, dass deutsche Unternehmen sechst Prozent der Personal- und Arbeitskosten sparen, wenn sie ein Viertel ihrer remotefähigen Stellen in Schwellenländer verlegen. Südostasien, Indien und Brasilien sind beliebte Regionen für das sogenannte virtuelle Offshoring. Sie erfüllen neben niedrigen Löhnen weitere relevante Voraussetzungen, wie digitale Infrastruktur und ein qualifiziertes Personalangebot.
Tatsächlich könnte der Trend weitreichende politische Konsequenzen haben. Wenn die Konkurrenz aus dem Ausland inländische Arbeitsplätze zu gefährden droht, steigt die Empfänglichkeit für Anti-Globalisierungsbewegungen. Diese Entwicklung existiert bereits seit Jahrzehnten und schlägt sich in populistischen Parteien nieder, die u.a. von den Deindustrialisierungsfolgen genährt werden. Neu ist, dass es jetzt (auch) diejenigen treffen könnte, die eigentlich zu den Globalisierungsbefürworter:innen zählen: hoch qualifizierte und junge Fachkräfte. Darunter fallen zum Beispiel Forscher:innen, Bürokräfte und sogar Psycholog:innen. Demgegenüber steht das wachsende Bedürfnis, wieder ins Office zurückzukehren und Remote Optionen als hybrides Modell einzuführen. Die Krise hat uns gezeigt, dass ortsunabhängiges arbeiten möglich ist, aber auch, dass sich soziale Kontakte am Arbeitsplatz und ein direkter Austausch positiv auf unsere Motivation und Kreativität auswirken.
Veröffentlicht am : 04.08.2021