Genau 20 Jahre liegt einer der größten Sprünge der europäischen Integration zurück: Am 1. Mai 2004 fand die EU-Osterweiterung statt, bei der zehn weitere Staaten aus Ost- und Mitteleuropa der EU beitraten. Wie ist die Bilanz zwei Jahrzehnte später aus wirtschaftlicher Sicht? Und welche Perspektiven eröffnen sich aktuell auf dem Arbeitsmarkt für osteuropäische Arbeitnehmer:innen?
Damals befürchteten viele deutsche Bürger:innen zuerst eine “Überschwemmung” des deutschen Arbeitsmarktes mit osteuropäischen Arbeitnehmer:innen, besonders angesichts einer hohen Arbeitslosenrate hierzulande. Deutschland beschränkte aus diesem Grund die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit und führte entsprechende Regeln ein, die noch bis 2011 galten, darunter eine Genehmigungspflicht für die Einstellung osteuropäischer Arbeitnehmer:innen. Heute funktioniert der Arbeitsmarkt ohne solche Beschränkungen, etwa für Grenzpendler:innen aus Polen und Tschechien oder für dauerhaft immigrierte Osteuropäer:innen. Für die Bekämpfung des Fachkräftemangels in bestimmten Gewerben, etwa der Logistik oder dem Straßenverkehr, sind diese osteuropäischen Fachkräfte essentiell. Gleichzeitig nutzen viele die Möglichkeit, den niedrigeren Löhnen in ihrer Heimat zu entkommen.
Zahlen des ifo-Instituts zeigen, dass heute rund 820.000 Menschen aus den “neuen” EU-Staaten in Deutschland arbeiten. Zudem profitieren deutsche Unternehmen, etwa aus der Autobranche, von Produktionsverlagerungen nach Tschechien und in die Slowakei. Durch derartige Ansiedlungen profitieren auch die Staaten selbst, deren Lebensstandard gestiegen ist. Wirtschaftsforscher:innen sprechen daher heute von einer Win-Win-Situation sowohl für Deutschland als auch für die Staaten Osteuropas. Beobachtungen zeigen jedoch auch, dass Deutschland in den letzten Jahren an Attraktivität verloren hat, gerade aufgrund des gestiegenen Lebensstandards und höherer Löhne in Osteuropa. Wie mit dieser Stagnation umgegangen werden kann, muss sich noch zeigen.
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Veröffentlicht am : 08.05.2024