Fachkräftemangel: Lehrlinge dringend gesucht

politjobs Magazin, Editorial, Fachkräftemangel, 04.08.2023

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde – und macht sich in vielerlei Hinsicht schon bemerkbar: 43 % von 9000 Unternehmen gaben in einer Ifo-Umfrage an, bereits zu wenig Fachkräfte zu haben. Ein gravierendes Beispiel zeigt sich nun im Bereich der Ausbildungsberufe: Mehr als 220.000 Ausbildungsstellen sind aktuell noch unbesetzt, nur etwa 117.000 Jugendliche suchen jedoch eine Ausbildungsstelle. Perspektivisch wird sich der Fachkräftemangel hier also noch verschärfen.

Woran liegt dieser Mangel an Lehrlingen? Teilweise scheitert es bereits am Wissen, denn einige Ausbildungsberufe sind potentiellen Kandidat:innen gar nicht bekannt. Auch an weiteren Grundkenntnissen mangelt es zunehmend. Andererseits ist auch problematisch, dass gesellschaftlich ein großer Fokus auf dem Studium liegt, der Ausbildung wird ein zu geringer Stellenwert eingeräumt. So müsse laut einem DIHK-Experten rechtzeitig das breite Spektrum der Ausbildungsberufe vermittelt werden, anstatt ein Studium pauschal als Idealfall zu präsentieren.

Auch die Unternehmen werden jedoch in der Verantwortung gesehen: Zum Teil müssten die Ansprüche an Bewerber:innen gesenkt werden und zu Ausbildungsbeginn fehlende Kompetenzen über eigene Angebote oder staatliche Programme ausgeglichen werden. Auch höhere Löhne können natürlich attraktiv wirken – viel relevanter ist jedoch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig muss Unternehmen bewusst sein, dass sich trotz all dieser Möglichkeiten der Fachkräftemangel nicht komplett entschärfen lassen wird – Reorganisierung der Arbeit, mehr Technik und Investition in Automatisierungsmöglichkeiten sind zusätzliche entscheidende Faktoren.

Wenn du ebenfalls Ideen für die Zukunft der Arbeit und der Wirtschaft hast, kannst du diese im September beim re:publica-Programm im Rahmen des Hamburger Reeperbahn Festivals präsentieren: Der aktuelle Call for Participation läuft noch bis zum 6. August.

Diese Themen haben uns außerdem interessiert: 

  • Berufswahl: Noch immer ist insbesondere der MINT-Bereich stark männlich dominiert. Nun hat eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung untersucht, wann Mädchen sich für eine Karriere in diesem Sektor (nicht) entscheiden: Im Gegensatz zu Jungen wählen sie nur dann einen Job im MINT-Bereich, wenn sie überdurchschnittlich hohe digitale Kompetenzen besitzen. Zu diesem Ergebnis kam eine Auswertung von Daten des Nationalen Bildungspanels.

  • Social Media: Wie steht der Urheber des wohl ikonischsten Vogel des Internets zum Logo-Wechsel bei Twitter? Zu diesem Thema hat die Zeit mit dem verantwortlichen Grafikdesigner Martin Grasser gesprochen.

  • Arbeitszeit: Die wöchentliche Arbeitszeit der Deutschen ist gesunken: 40,4 Stunden dauert eine Vollzeit-Arbeitswoche im Schnitt. Alle Daten des Statistischen Bundesamtes hierzu hat der Spiegel aufbereitet.

  • Mitarbeiterloyalität: Europaweit ist die Bindung der Arbeitnehmer:innen an ihren Arbeitgeber auf historisch niedrigem Niveau: Nur 13 % fühlen sich emotional an ihren Arbeitgeber gebunden. Zu diesem Schluss kommt der “State of the Global Workplace Report 2023”, der von der Beratungsagentur Gallup veröffentlicht wurde.

  • Lehrberufe: Tausende Referendar:innen sind in den Sommerferien offiziell arbeitslos – ihre Arbeitsverträge enden mit dem letzten Schultag. Welche Probleme dadurch entstehen, hat die Tagesschau zusammengefasst.

Dieser Text ist zuerst im wöchentlichen politjobs-Newsletter als Editorial erschienen. Wenn du diesen Newsletter mit den neuesten Jobs aus dem Politikbetrieb jeden Mittwoch direkt per Mail erhalten möchtest, kannst du ihn hier abonnieren.

Diese Woche gab es Jobs bei Daniel Föst MdB, der METRO AG, JoinPolitics und vielen weiteren.

Veröffentlicht am : 04.08.2023