Der Fachkräftemangel ist in aller Munde – und macht sich in vielerlei Hinsicht schon bemerkbar: 43 % von 9000 Unternehmen gaben in einer Ifo-Umfrage an, bereits zu wenig Fachkräfte zu haben. Ein gravierendes Beispiel zeigt sich nun im Bereich der Ausbildungsberufe: Mehr als 220.000 Ausbildungsstellen sind aktuell noch unbesetzt, nur etwa 117.000 Jugendliche suchen jedoch eine Ausbildungsstelle. Perspektivisch wird sich der Fachkräftemangel hier also noch verschärfen.
Woran liegt dieser Mangel an Lehrlingen? Teilweise scheitert es bereits am Wissen, denn einige Ausbildungsberufe sind potentiellen Kandidat:innen gar nicht bekannt. Auch an weiteren Grundkenntnissen mangelt es zunehmend. Andererseits ist auch problematisch, dass gesellschaftlich ein großer Fokus auf dem Studium liegt, der Ausbildung wird ein zu geringer Stellenwert eingeräumt. So müsse laut einem DIHK-Experten rechtzeitig das breite Spektrum der Ausbildungsberufe vermittelt werden, anstatt ein Studium pauschal als Idealfall zu präsentieren.
Auch die Unternehmen werden jedoch in der Verantwortung gesehen: Zum Teil müssten die Ansprüche an Bewerber:innen gesenkt werden und zu Ausbildungsbeginn fehlende Kompetenzen über eigene Angebote oder staatliche Programme ausgeglichen werden. Auch höhere Löhne können natürlich attraktiv wirken – viel relevanter ist jedoch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig muss Unternehmen bewusst sein, dass sich trotz all dieser Möglichkeiten der Fachkräftemangel nicht komplett entschärfen lassen wird – Reorganisierung der Arbeit, mehr Technik und Investition in Automatisierungsmöglichkeiten sind zusätzliche entscheidende Faktoren.
Wenn du ebenfalls Ideen für die Zukunft der Arbeit und der Wirtschaft hast, kannst du diese im September beim re:publica-Programm im Rahmen des Hamburger Reeperbahn Festivals präsentieren: Der aktuelle Call for Participation läuft noch bis zum 6. August.
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Veröffentlicht am : 04.08.2023