Inflation: Welche Rolle spielt die “gefühlte” Teuerungsrate?

Header, Inflation, Newsletter-Editorial, 22.06.2023

Fast dreimal höher als die aktuelle Teuerungsrate in Deutschland: Die “gefühlte Inflation” lag im Mai bei 18 %, ermittelte eine Studie der Allianz Trade. Dies bedeutet, dass die Inflation in der Wahrnehmung der Verbraucher:innen um einiges höher ist als tatsächlich gemessen.
Laut einer Volkswirtin von Allianz Trade führt diese Diskrepanz zu Problemen für die Wirtschaft: Die gefühlte Teuerungsrate beeinflusst das Kaufverhalten und die Konsumentscheidungen von Verbraucher:innen stark und hat daher Auswirkungen auf Unternehmen und auf die Zinspolitik.

Allianz Trade hat auch die Gründe für die starke Diskrepanz zwischen gefühlter und tatsächlicher Inflation analysiert. Besonders gehe diese auf das Kaufverhalten der Verbraucher:innen und die Zusammensetzung ihrer Einkäufe zurück. Bei häufig anfallenden Einkäufen von Lebensmitteln, Kraftstoff oder anderen Supermarkt-Artikeln fallen Teuerungen eher auf – also Bereiche, in denen die Inflationsrate zuletzt bei fast 15 % lag. Zudem spielen psychologische Aspekte eine Rolle: Verbraucher:innen konzentrieren sich eher auf die starken Preissteigerungen, während stabile und schwankende Preise weniger wahrgenommen werden. Weiterhin spielen demographische und regionale Unterschiede eine Rolle.

Diese Themen haben uns außerdem interessiert: 

  • Wissenschaft: Die prekären Arbeitsbedingungen in der Forschung und Wissenschaft sind berüchtigt: Befristete Verträge mit unsicheren Zukunftsaussichten sind die Regel, nur wenige schaffen es, eine unbefristete Stelle zu erhalten. Dagegen setzt sich seit nun genau zwei Jahren die Kampagne #IchbinHanna ein. Wie diese zu den aktuellen Reformplänen des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes steht, hat das RND recherchiert.

  • Arbeitsmarkt: Wie ist die Stimmung bei Arbeitnehmer:innen? Das Beratungsunternehmen Gallup hat in seinem “State of the Global Workplace”-Bericht erforscht, wie Beschäftigte aktuell zu Themen wie Arbeitsmarkt, emotionaler Mitarbeiterbindung und Stress im Job stehen. So ist in Deutschland etwa der Stresspegel innerhalb der letzten Jahre durchschnittlich gestiegen – und liegt nun über dem europäischen Durchschnitt. Weitere Ergebnisse der Studie gibt es beim Spiegel (€).

  • Karriere: Sich als aktive:r Politiker:in hocharbeiten oder doch lieber in die Privatwirtschaft wechseln? Ein Plädoyer für zweiteres und eine Begründung dafür, warum ehemalige Parteipolitiker:innen bessere Lobbyist:innen sind, gibt es bei PartyParty.

  • Praktikum: Unbezahlte Praktika sind weit verbreitet, stehen aber oft in der Kritik. Daher hat nun das EU-Parlament eine Richtlinie verabschiedet, die unbezahlte Praktika verbieten soll. Was Oppositionspolitiker:innen dazu sagen und welche Hürden die Richtlinie nun noch nehmen muss, weiß Euractiv.

  • Journalismusbranche: Der Springer-Konzern baut aktuell massiv Stellen ab: Bis zu 30 % der Belegschaft sollen gekündigt werden, ein Drittel der Regionalausgaben wird gestrichen. Viele Aufgaben sollen dagegen künftig durch KI übernommen werden, schreibt t3n.

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Diese Woche gab es Jobs bei Jan-Marco Luczak MdB, beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, beim SPD-Parteivorstand und vielen weiteren.

Veröffentlicht am : 22.06.2023