Mittelschicht in Deutschland: Eine schwindende Gruppe?

politjobs Newsletter Editorial, Mittelschicht in Deutschland, Headerbild 11.08.2023

Die gesellschaftliche Mittelschicht war zuletzt angesichts der geplanten Kürzungen beim Elterngeld Gegenstand einer kontroversen Debatte: Wer gehört zur Mittelschicht und wie wird diese nach oben und unten abgegrenzt? Im Rahmen einer Studie hat sich das Ifo-Institut nun gezielt mit solchen Fragen sowie mit der aktuellen Entwicklung der Mittelschicht auseinandergesetzt.

Zunächst zur Definition: Folgt man der Auffassung der OECD, gehören alle Haushalte zur Mittelschicht, die über ein Einkommen zwischen 75 und 200 Prozent des mittleren Einkommens verfügen. In Deutschland waren das im Jahr 2019 63 % der Haushalte – im Vergleich zu 2007 ein sinkender Anteil (damals 65 %). Dieser scheinbar geringe Rückgang ist im Vergleich zu anderen europäischen Staaten durchaus “beachtlich”, so ein Forscher des Ifo-Institutes. Grund für den Rückgang ist dabei die soziale Mobilität – sowohl nach oben als auch nach unten. Bei der Datenauswertung sind die letzten Jahre und deren Krisen – Pandemie, Krieg, Inflation – jedoch noch nicht mit einbezogen, weshalb sich bisher keine Aussagen über deren Einfluss auf die Mittelschicht treffen lassen.

Auffällig ist dennoch, dass sich in der Selbstwahrnehmung wesentlich mehr Personen der Mittelschicht zuordnen, als dieser formal tatsächlich angehören: Über 80 % der Deutschen sind überzeugt, selbst zur Mittelschicht zu gehören, fand kürzlich eine Studie heraus. Was das (potentiell) über die gesellschaftliche Einstellung zu Reichtum und Scham aussagt, kommentiert Marcel Fratzscher bei der Zeit.

Diese Themen haben uns außerdem interessiert: 

  • Junge Generationen:  Die viel diskutierten Eigenheiten der Gen Z auf dem Arbeitsmarkt sind auch in diesem Newsletter immer wieder Thema. Nun stellt ein Kommentar der SZ infrage, ob tatsächlich so massive Konflikte mit älteren Generationen auftreten, wie oft behauptet wird. Gleichzeitig macht sich bereits die nächstjüngere Generation bereit für den Arbeitsmarkt: Was die Generation Alpha ausmacht, hat t3n analysiert.

  • AfD und Wirtschaft: Ein Wahlerfolg der AfD kann auch für Wirtschaft und Handwerk zu schwerwiegenden Veränderungen führen. Wie insbesondere die ostdeutschen Firmen das aktuelle Umfragehoch der Partei in dieser Hinsicht bewerten, hat die Tagesschau erfragt.

  • Schülerjobs: Vor allem junge Menschen aus reicheren Familien verdienen sich schon zu Schulzeiten durch einen Nebenjob Geld dazu, fand eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft heraus. Woran das liegt und in welchen Bereichen Schüler:innen tätig sind, hat die SZ zusammengefasst.

  • Ukrainische Geflüchtete: Rund 18 % der nach Deutschland geflohenen Ukrainer:innen sind mittlerweile erwerbstätig – viele davon in Berufen, für die sie formal überqualifiziert sind. Fast die Hälfte arbeitet in Berufen, die ihren eigentlichen Qualifikationen nicht gerecht werden, konstatiert eine Umfrage.

  • Arbeitslosigkeit: Die Sommerpause hat in Form steigender Arbeitslosigkeit auch den Arbeitsmarkt erreicht. Welche Regionen davon nicht betroffen sind und warum besonders junge Menschen gute Jobchancen haben, weiß ntv.

Dieser Text ist zuerst im wöchentlichen politjobs-Newsletter als Editorial erschienen. Wenn du diesen Newsletter mit den neuesten Jobs aus dem Politikbetrieb jeden Mittwoch direkt per Mail erhalten möchtest, kannst du ihn hier abonnieren.

Diese Woche gab es Jobs bei Björn Wohlert MdA, der Zentrum für neue Sozialpolitik, beim Verband öffentlicher Versicherer und vielen weiteren.

Veröffentlicht am : 11.08.2023