Der Fachkräftemangel ist bereits jetzt ein drastisches Problem für viele Branchen – und das wird sich in naher Zukunft noch verschärfen. Um diesen Mangel abzufedern und wirtschaftliche Nachteile zu verhindern, braucht es Zuwanderung, lautet die gängige Grundannahme. Nun hat die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer eine genaue Zahl errechnet: 1,5 Millionen Zuwander:innen braucht Deutschland pro Jahr aktuell, in wenigen Jahren kann sich die Zahl auch auf 1,8 Millionen Menschen jährlich erhöhen. Das entspricht 4.110 Neubürger:innen täglich oder 10 Menschen pro Stadt bzw. Landkreis.
Diese Zahlen berücksichtigen nicht nur das Nettobedürfnis an Fachkräften, sondern insbesondere auch den hohen Schwund, der durch Abwanderung entsteht. Denn bei ausländischen Fachkräften spricht sehr vieles gegen den Standort Deutschland, wie eine Umfrage herausfand, die im Anschluss ein Ranking verschiedener Staaten erstellt hat. In diesem Ranking landet Deutschland in vielerlei Hinsicht auf dem letzten Platz, nämlich in den Kategorien Wohnen, digitale Infrastruktur, Sprache und Verwaltung. Auch im Gesamtranking der 53 untersuchten Länder schneiden nur vier Staaten schlechter ab als die Bundesrepublik, hier wurde dementsprechend Platz 49 erreicht.
Die Gründe für Deutschlands schlechten Ruf unter Fachkräften, besonders unter hoch qualifizierten mit akademischem Abschluss, sind vielfältig: Häufig genannt werden etwa lange und komplizierte bürokratische Wege, die in Verbindung mit mangelnder Digitalisierung eine hohe Hürde beim Beschaffen einer Arbeitserlaubnis oder eines Visums darstellen. Zudem bezeichnet jede:r Dritte die deutschen Bürger:innen als unfreundlich gegenüber ausländischen Mitbürger:innen, die Hälfte der befragten Personen tut sich schwer beim Schließen von Freundschaften. Als gesteigerte Form dieser Unfreundlichkeit werden auch Diskriminierungserfahrungen und rassistische Vorfälle häufig genannt.
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Homeoffice in Bundesministerien: Bis zu 60 % der Zeit können Mitarbeiter:innen der Bundesministerien im Homeoffice verbringen. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage des Tagesspiegel Checkpoint, deren Details es hier (€) zu lesen gibt.
Weniger produktiv: Zu Zeiten der Pandemie erlebten Remote-Arbeitsmöglichkeiten einen nie zuvor dagewesenen Aufschwung – und auch von Studien wurde erhöhte Produktivität im Homeoffice bescheinigt. Nun geht der Trend in die andere Richtung, schreibt der Economist (€) und begründet im Zusammenhang damit auch, warum viele Firmen ihre Mitarbeiter:innen mittlerweile zurück ins Büro holen.
Bewerbungsportale: Angesichts des Fachkräftemangels werden sich Unternehmen in Zukunft bei Arbeitnehmer:innen bewerben müssen. Diese oft gehörte Prognose haben sich auch die Entwickler:innen der Bewerbungs-App Jobshot zu Herzen genommen und ihre Anwendung nach genau diesem umgekehrten Bewerbungsprinzip aufgebaut. Warum die App jetzt auf LinkedIn starker Kritik ausgesetzt ist, weiß die Handelszeitung.
KI am Arbeitsplatz: Ein selten diskutiertes Risiko der Anwendung künstlicher Intelligenz im Arbeitskontext ist die Gefahr von Diskriminierung und Bias: So werden in Bewerbungsverfahren zum Teil Frauen für technische Berufe aussortiert, wenn dies der KI ungewohnt erscheint. Dagegen möchte New York nun gesetzlich vorgehen, wie die SZ (€) berichtet.
Arbeitgeber-Ranking: Wie bereits erwähnt, zeigt sich eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt, in deren Folge sich Arbeitnehmer:innen ihren Arbeitgeber oft aussuchen können. Als Orientierungshilfe gibt es nun das Most Wanted Employer Ranking der ZEIT Verlagsgruppe zusammen mit der Arbeitgeber-
Dieser Text ist zuerst im wöchentlichen politjobs-Newsletter als Editorial erschienen. Wenn du diesen Newsletter mit den neuesten Jobs aus dem Politikbetrieb jeden Mittwoch direkt per Mail erhalten möchtest, kannst du ihn hier abonnieren.
Diese Woche gab es Jobs beim Sozialverband VdK Deutschland, dem SPD-Parteivorstand, SOS-
Veröffentlicht am : 14.07.2023