Recruiting ohne Bewerbungen? Was sich hinter Open Hiring verbirgt

Open Hiring Editorial Magazin 27.09.2023

Ohne Bewerbung und Vorstellungsgespräch zum neuen Job? Was zunächst unrealistisch klingt, ist Bestandteil eines eigenen Recruiting-Konzeptes: Beim sogenannten Open Hiring werden freie Stellen ohne vorheriges Auswahlverfahren besetzt. Die freie Stelle wird lediglich ausgeschrieben und die erste Person, die sich darauf meldet, eingestellt. So soll Zeit für das Bewerbungsverfahren gespart werden. Zudem wird der Prozess nicht durch Vorurteile beeinflusst und er unterstützt die Diversität in Unternehmen, da Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Vorerfahrung nicht zum Tragen kommen.

Das Konzept stammt aus den USA und wurde zunächst in den 1980er Jahren in Yonkers, einer Stadt im Bundesstaat New York, in einer Bäckerei verwendet. So wurde auch obdachlosen und vorbestraften Menschen eine Chance auf einen Job gegeben, ohne dass diese sich im Vorfeld für ihre Umstände rechtfertigen mussten. Das Konzept hatte Erfolg: Aus einer kleinen Bäckerei mit Café entwickelte sich eine industrielle Großbäckerei, die heute rund 120 Mitarbeitende beschäftigt – noch immer mit Open Hiring und einer Stiftung, die auch andere Unternehmen von diesem Konzept überzeugen möchte.

Trotz dieses Erfolges fristet das Konzept eher ein Nischendasein. Das liegt auch an den Nachteilen, die sich durch dieses Verfahren ergeben: Zum einen wird dadurch die Chancengleichheit nicht zwingend gesteigert, zum anderen funktioniert Open Hiring bei komplexeren Jobs mit spezifischen Anforderungen nicht. Daher ist eher eine Mischform tatsächlich sinnvoll, erklärt ein Experte des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Apropos Chancen – schau Dir auch unseren Job der Woche bei der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit weiter unten an.

Diese Themen haben uns außerdem interessiert:

  • Karrierechancen: Bislang ist es in Deutschland für eine gute Karriere quasi Vorbedingung, aus einem Akademikerhaushalt zu kommen. Was Arbeiterkinder bräuchten, um sich leichter durchsetzen zu können, hat die Zeit (€) analysiert.

  • Emotional Labour: Im Berufsleben entsteht Stress nicht nur durch die tatsächlichen Tätigkeiten, sondern auch durch die Unterdrückung der eigenen Gefühle. Warum das so ein großes Problem ist und wie man damit umgehen kann, weiß die SZ (€); in Kurzform auch auf Instagram zusammengefasst.

  • US-Streiks: Bereits vor zwei Monaten berichteten wir über die Streiks der Drehbuchautor:innen und Schauspieler:innen in Hollywood. Nun hat sich zumindest die Gewerkschaft der Autor:innen wohl vorläufig mit ihren Arbeitgebern geeinigt – was insbesondere für die Regulierung von KI in kreativen Berufen wegweisend sein könnte.

  • KI am Arbeitsplatz: In kreativen Berufen kann KI unreguliert schnell zum Problem werden, wie das Beispiel Hollywood zeigt. Doch wie sieht es in der Beratungsbranche aus? Das hat eine Studie der Harvard Business School und des MIT untersucht – mit dem Ergebnis, dass die Arbeit von Berater:innen beim Einsatz von KI um bis zu 40 % verbessert wird. Warum manche Forscher:innen jedoch der Meinung sind, dass durch KI-Einsatz ein Anstieg an “horrible jobs” stattfinden wird, hat das Institute for New Economic Thinking recherchiert.

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Diese Woche gab es Jobs beim LAS Art Foundation / Zentrum für neue Sozialpolitik, bei Hans Hammer, Stadtrat der Landeshauptstadt München (CSU) und bei Anna Kassautzki MdB.

Veröffentlicht am : 27.09.2023