Ohne Bewerbung und Vorstellungsgespräch zum neuen Job? Was zunächst unrealistisch klingt, ist Bestandteil eines eigenen Recruiting-Konzeptes: Beim sogenannten Open Hiring werden freie Stellen ohne vorheriges Auswahlverfahren besetzt. Die freie Stelle wird lediglich ausgeschrieben und die erste Person, die sich darauf meldet, eingestellt. So soll Zeit für das Bewerbungsverfahren gespart werden. Zudem wird der Prozess nicht durch Vorurteile beeinflusst und er unterstützt die Diversität in Unternehmen, da Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Vorerfahrung nicht zum Tragen kommen.
Das Konzept stammt aus den USA und wurde zunächst in den 1980er Jahren in Yonkers, einer Stadt im Bundesstaat New York, in einer Bäckerei verwendet. So wurde auch obdachlosen und vorbestraften Menschen eine Chance auf einen Job gegeben, ohne dass diese sich im Vorfeld für ihre Umstände rechtfertigen mussten. Das Konzept hatte Erfolg: Aus einer kleinen Bäckerei mit Café entwickelte sich eine industrielle Großbäckerei, die heute rund 120 Mitarbeitende beschäftigt – noch immer mit Open Hiring und einer Stiftung, die auch andere Unternehmen von diesem Konzept überzeugen möchte.
Trotz dieses Erfolges fristet das Konzept eher ein Nischendasein. Das liegt auch an den Nachteilen, die sich durch dieses Verfahren ergeben: Zum einen wird dadurch die Chancengleichheit nicht zwingend gesteigert, zum anderen funktioniert Open Hiring bei komplexeren Jobs mit spezifischen Anforderungen nicht. Daher ist eher eine Mischform tatsächlich sinnvoll, erklärt ein Experte des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Apropos Chancen – schau Dir auch unseren Job der Woche bei der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit weiter unten an.
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Veröffentlicht am : 27.09.2023