Vier-Tage-Woche in Deutschland? Die Feldstudie von Intraprenör

Vier-Tage-Woche, politjobs Editorial, Newsletter, 20.09.2023

Die Vier-Tage-Woche wird weiterhin heiß debattiert – allerdings ohne sich dabei auf viele empirische Ergebnisse stützen zu können. Denn tatsächlich getestet wurde das Arbeitszeitmodell bislang nur selten. In Deutschland soll nun eine sechsmonatige Feldstudie durchgeführt werden, um Erfolg und Sinn der Arbeitszeitverkürzung zu testen.
Organisiert wird die Studie von der Berliner Firma Intraprenör in Kooperation mit der internationalen NGO Four Day Week Global. Letztere war bereits zu Beginn des Jahres für einen ähnlichen Versuch in Großbritannien verantwortlich, damals mit durchweg positiven Ergebnissen: 56 der 61 teilnehmenden Unternehmen planten anschließend, die Vier-Tage-Woche beizubehalten; der Umsatz stieg während des Versuchszeitraums um durchschnittlich 1,4 %. Kritisiert wurde hier jedoch, dass die Unternehmen sich freiwillig für die Teilnahme an der Studie beworben hatten und keine zufällige, repräsentative Auswahl stattfand.

Ähnlich läuft der Prozess nun bei der deutschen Studie ab: Es werden rund 50 Unternehmen gesucht, die daran teilnehmen möchten. Dafür wird ihnen auch der Kontakt zu Expert:innen, Austausch mit anderen Arbeitgebern und das Testen neuer Methoden ermöglicht. Gleichzeitig warnt der Bundesgeschäftsführer des Bundesverbands Mittelständische Wirtschaft: Bei verringerter Arbeitszeit drohten Produktivitätsverluste, unter denen letztlich alle leiden würden. Wie realistisch diese Prognose ist, wird sich demnächst zeigen können.

Diese Woche haben uns diese Themen interessiert:

  • Digitalisierung: Für Mitarbeiter:innen sind zusätzliche digitale Mittel und Lösungen kein Fluch, sondern ein Segen – so der Geschäftsführer der sysmat GmbH. Durch die fortschreitende Automatisierung werde der Mensch nicht verdrängt, sondern eine Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine gefördert.
  • Ausbildung: Immer weniger junge Erwachsene in Deutschland haben einen klassischen Berufsabschluss erworben, zeigt eine Studie der OECD. Während 2015 noch 51 % der 25- bis 34-Jährigen einen solchen Abschluss vorweisen konnten, sind es aktuell nur noch 38 %. Dies ist im Vergleich aller OECD-Länder der stärkste Rückgang. Die Gründe dafür kennt die Tagesschau.
  • Rente: Unter 1.500 Euro: Von einer so niedrigen Rente werden über neun Millionen der aktuell Vollzeitbeschäftigten in Deutschland betroffen sein, fand eine Erhebung des Arbeitsministeriums heraus. In den ostdeutschen Bundesländern sieht sich eine Mehrheit sogar mit einer Rente von unter 1.300 Euro konfrontiert. Insbesondere die Linkspartei kritisiert nun, dass das Verarmungsrisiko im Alter steigen werde.
  • US-Streik: In den USA finden mehr Streiks statt. Nun werden auch die drei Automarken GW, Chrysler und Ford zeitgleich bestreikt – zum ersten Mal in der Geschichte der Gewerkschaft UAW. Wird der Streik ausgeweitet, könnte es zu einem historisch großen Arbeitskampf kommen. Details und Gründe analysiert die SZ.
  • New Work: Die Arbeitswelt wird revolutioniert – von KI, Homeoffice und allgemein mehr Flexibilität. Wie man in dieser von der Digitalisierung geprägten New Work-Welt die Orientierung behält, hat die SZ mit Vertreter:innen von Digitalunternehmen diskutiert.

Dieser Text ist zuerst im wöchentlichen politjobs-Newsletter als Editorial erschienen. Wenn du diesen Newsletter mit den neuesten Jobs aus dem Politikbetrieb jeden Mittwoch direkt per Mail erhalten möchtest, kannst du ihn hier abonnieren.

Diese Woche gab es Jobs beim Rat für Informationsinfrastrukturen in Göttingen, bei Hans Hammer, Stadtrat der Landeshauptstadt München (CSU) und navos – Public Dialogue Consultants GmbH.

Veröffentlicht am : 20.09.2023