Wer kennt es nicht? Man sitzt am Arbeitsplatz und sollte sich eigentlich konzentrieren. Stattdessen öffnet man schnell nochmal Twitter oder Instagram, um zu schauen, ob es etwas Neues gibt. Besonders in Zeiten von Konflikten, Kriegen und Krisen fällt es uns schwer, uns abzugrenzen. Aber auch abseits von diesem Kontext leben wir in einer Welt, in der nicht Informationen und Nachrichten knappe Güter sind, sondern unsere Aufmerksamkeit, wie der in Wien lehrende Architekt und Volkswirt Georg Franck schon 1998 in seinem Buch „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ feststellte.
Auch im Kontext unserer alltäglichen Arbeit lässt sich das beobachten. Gloria Mark, eine US-amerikanische Professorin für Informatik an der Universität in Irvine stellte fest, dass es durchschnittlich 23 Minuten und 15 Sekunden braucht, um sich nach einer Unterbrechung wieder auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Dabei hat nicht jede Unterbrechung die gleiche Auswirkung. So ist es deutlich weniger schlimm, wenn es dabei um das gleiche Thema geht. Liest man jedoch kurz Nachrichten oder spricht mit Arbeitskolleg:innen über das letzte Wochenende, fällt es deutlich schwerer, wieder zur eigentlichen Aufgabe zurückzufinden. Dadurch bekommen wir nicht nur weniger erledigt und arbeiten unproduktiver; die ständige Ablenkung hat auch Auswirkungen auf unser subjektiv empfundenes Stress-Level. Mehr Ablenkung bedeutet also mehr Stress.
Eine Möglichkeit, sich weniger ablenken zu lassen und einen bewussten Umgang mit Arbeitsphasen und Pausen zu finden, ist Interstitial Journaling. Diese Methode, die ursprünglich von Tony Stubblebine erfunden wurde, ist eine Kombination aus Notizen machen, To-do Listen pflegen und Time Management betreiben. Das Gute daran: man braucht fast nichts dafür. Theoretisch ließe sich schon mit Blatt und Stift ein Interstitial Journal führen. Natürlich gibt es aber auch Programme, die das Ganze erleichtern. Auch die grundlegende Vorgehensweise ist sehr einfach. Jedes Mal, wenn man beginnt, einer anderen Aufgabe nachzugehen, schreibt man einen Eintrag, der im Wesentlichen aus drei Schritten besteht:
Das Wichtige ist, solche Einträge nicht nur nach einzelnen Arbeitsschritten zu verfassen, sondern gerade auch dann, wenn man sich hat ablenken lassen und zum Beispiel kurz auf Twitter war. Dadurch reflektiert man Prokrastinationspausen und lässt sich künftig weniger leicht ablenken.
Interstitial Journaling, so Tony Stubblebine, „kills procrastination, empties our brain of the last project, and then gives us space to formulate an optimal strategy for our next project.“
Auch wenn man diese Methode mit einfachen Mitteln durchführen kann, bieten verschiedene Note-Taking-Programme einige Vorteile. Besonders Roam Research und Logseq bieten mit ihren Daily Journal Seiten eine optimale Grundlage. Diese ermöglichen ohne Probleme an jedem Arbeitstag einen Überblick über die eigene Arbeit, Pausen, Zeitaufwand und Aufgaben. Mit Hilfe von wenigen Befehlen lassen sich zum Beispiel genaue Zeitpunkte festhalten (/current time) oder To-Dos hinzufügen (cmd+enter).
Wer sich jedoch nicht direkt in ein neues Programm einarbeiten möchte, nur um diese Methode zu verwenden, kann dies genauso gut auf einem Blatt Papier oder in einer Word-Datei machen.
Hinweis: An dieser Stelle ging es schon einmal um Prokrastination. Tipps, wie du sie überwinden kannst, findest du hier.
Veröffentlicht am : 13.04.2022